Auszug aus der Einführung: Auf der Suche nach Lebendigkeit

Was wir alle wollen, ist ziemlich einfach – wirklich! Wir wollen lebendig sein. Wir wollen uns lebendig fühlen: nicht nur existieren, sondern uns entfalten. Wir wollen echt sein, selbstsicher vorwärts gehen und frei atmen. Wir wollen weniger einsam, weniger erschöpft, weniger zerstritten oder furchtsam, wacher, gnädiger, energievoller und zielgerichtet sein. Ein solch achtsames, überfliessendes Leben umschreiben wir mit Worten wie Well-Being, Schalom, Segen, Ganzheit, Harmonie, erfülltes Leben und Lebendigkeit.

Unser Streben nach Lebendigkeit erklärt so vieles von dem, was wir tun. Es ist der Grund, weshalb Lesende lesen und Reisende reisen. Es ist der Grund, weshalb Liebende lieben und Denker denken, weshalb Tänzer tanzen und Filmeschauende Filme schauen. Köche kochen, Gourmets essen, Bauern pflügen, Schlagzeuger rocken, Fliegenfischer werfen ihre Köder aus, Läufer laufen und Fotografen schiessen Fotos auf der Suche nach Lebendigkeit.

Das Streben nach Lebendigkeit ist das Beste an der Religion, denke ich. Es ist das, woran wir denken, wenn wir beten. Es ist der Grund, weshalb wir uns treffen, weshalb wir feiern, essen, fasten, uns üben, singen und meditieren. Wenn jemand sagt: „Ich bin spirituell“, dann meint er ganz einfach – denke ich: „Ich strebe nach Lebendigkeit.“

Viele ältere religiöse Menschen – Christen, Muslime, Juden und andere – sind wie gelähmt durch die Trauer, dass ihre Kinder und Enkel sich ihrer Meinung nach von Glauben, Religion und Gott entfernt haben. Aber umgekehrt realisieren sie auch, dass Religion zu oft die Lebendigkeit mindert, aushungert, einsperrt und erfrieren lässt, anstatt sie zu nähren. Sie beginnen zu erkennen, dass die einzig mögliche Zukunft für die Religion darin liegt, wieder ein Freund der Lebendigkeit zu werden.

Das vorliegende Buch ist eine Quelle für diese entstehende spirituelle Bewegung im Dienst der Lebendigkeit. Es ist in erster Linie für christliche Gemeinschaften geschrieben worden. Aber es schliesst niemanden aus (ich kann mir zudem analoge Bücher vorstellen, die in erster Linie für Juden, Muslime und andere geschrieben werden). Du kannst es lesen, wie du es jetzt gerade liest – als persönliche Anregung für dein eigenes Denken und Überdenken. Aber du kannst das Buch auch dazu verwenden, eine Lerngruppe zu bilden – eine Gruppe für spirituelles Wachstum, die der Neuorientierung und der Aktivierung dient.

Ich stelle mir vor, wie ihr um einen reich gedeckten Tisch sitzt mit übervollen Gläsern und fein schmeckenden Speisen. Ihr seid verwickelt in ein lebhaftes Gespräch, reisst Witze und erzählt Geschichten von euren Erfahrungen seit dem letzten Treffen. Und mitten im Essen sagt jemand: „Der lebendige Gott ist mit uns“, und alle anderen antworten: „und mit der gesamten Schöpfung!“ Dann beginnt jemand zu lesen…